Ich glaube, hier bin ich richtig! Kultur Tweetup Dresden

Kultur Tweetup Dresden im Museum Körnigreich (Foto: b.s.m. / BOX A)

(Foto: b.s.m. / BOX A)

Was für mich mit einem Wunsch und etwas Tüftelei startete, twitterte ich am 14. November abends mit einem Tweet an, der mittlerweile eine noch viel größere Bedeutung für mich hat.

Es ist für mich eine Art Erweckungserlebnis, nicht dieser Art, wo man plötzlich vor einem vorher nicht bekannten und nun total logisch erscheinendem Ergebnis steht. Nein, in der Theorie habe ich dies in den letzten eineinhalb Jahren verfolgt und selbst auch mitgestaltet. Eigentlich ist alles schon einmal geschrieben. Jetzt aber zeigt sich, dass man bereits mit einer so scheinbar einfachen Sache, wie einem Tweetup, sehr viel von dem in der Praxis erreichen kann, was sich in der Theorie unter dem Schlagwort Kultur 2.0 versammelt.

Das Museum Körnigreich lud am 14.11. zum ersten Kultur Tweetup in Dresden und setzte damit auch in der sächsischen Hauptstadt eine Initiative um, die von Christian Gries als „Welle durch die bundesdeutsche Kulturlandschaft“ bezeichnet wurde. Auch Swantje Karich schrieb gerade am 13.11.2012 im Feuilleton der FAZ „von einer Hochkulturerfahrung im digitalen Zeitalter„. Tweetups im Museum oder in der Galerie gibt es mittlerweile in München, Frankfurt a. Main, Berlin und nun auch in Dresden.

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Der Abend begann mit Erwartungen und einer großen Frage. Wie viele würden tatsächlich kommen. Einige hatten sich angemeldet, andere hatten mitgeteilt, dass sie kommen würden, es die Arbeitszeit aber leider nicht ermöglicht. Die Veranstaltung war gut vorbereitet. Auf Seiten des Museums wurde nicht nur mitgedacht, sondern auch alles möglich gemacht, was ein Tweetup schön macht. WLan war eigentlich schon vorhanden, eine zweite Sendeantenne an einer günstigeren Position trotzdem selbstverständlich. Da die ausgestellten Werke von Hans Körnig im Besitz des privat geführten Museums sind, ist auch das Fotografieren nach Lust und Laune kein Problem. Das ist nicht in jedem Museum so, schon allein weil nicht immer alle ausgestellten Werke im Besitz der Kultureinrichtungen sind. Da die Fotoerlaubnis nicht über die Köpfe anderer hinweg erteilt werden kann, gestaltet sich so ein Prozedere meistens schwieriger, als es von Außen ersichtlich ist. In Zukunft werden sich aber alle Kultureinrichtung der grundsätzlichen Frage stellen müssen: Inwieweit zählt man diese Anstrengungen zum Kernbereich der eigenen kulturellen Aufgabe? Mittlerweile gibt es digital „begehbare“ Museen in verschiedensten Ausführungen, angefangen von Second Life bis hin zu Google Art Projekten. In der Praxis aber schlug das Dabei-sein beim Tweetup vor Ort alle digital verfügbaren Meister hundertfach.

Vorgestellt wurde die Ausstellung von Ursula Haun, der Stieftochter von Hans Körnig, sowie von der Kunsthistorikerin und Museumsleiterin Anke Rödel. Das besondere war daher nicht nur, das Gehörte und Empfundene bei der Reise durch die Bilderwelt von Hans Körnig mit den gleichzeitig „anwesenden“ Zuhörern auf Twitter zu teilen. Beeindruckt hat mich sogar noch viel mehr die besonders persönliche Art, die in den Bildern erzählten Geschichten, der selbst immer wieder abgebildeten Tochter von Hans Körnig.

Für mich traf genau das den Nerv. Die Bilder von Körnig erzählen nicht nur ihre eigene abgebildete Geschichte, sondern zusätzlich – und bei Körnig ganz besonders – deutlich die Geschichte des Malers, der Familie, der Menschen drumherum und der Zeit in der sie lebten. Besonders spannend wurde es immer dann, wenn sich Zeitensprünge auftaten, die wiederum wie selbstverständlich von den Bildern gefangen und verbunden wurden.

Hans Körnig selbst schaut zu

Auch nach der Veranstaltung erreichte das Tweetup noch einmal einen zusätzlichen Höhepunkt. Ich konnte zusehen und miterleben, wie sich plötzlich weitere bisher einzeln verlaufende (Lebens-)Geschichten zusammenfügen und die gesamte Veranstaltung sehr viel raumnehmender wurde, als sie ursprünglich in den zwei Etage des Museum Körnigreich Platz hatten. Es sind ganz simpel zwei Fotos. Das eine Auge beobachtet einen Teilnehmer des Tweetups, wie er gerade im Bild „An der Ostsee“ (1956) für sich eine ganz neue Geschichte entdeckt und diese mit seiner Kamera festhält, um sie weitererzählen zu können. Das zweite Bild ermöglicht mir genau diesen Blick aus den Augen des Teilnehmers und wer genau hinschaut, erkennt, wie Hans Körnig selbst aus dem Bild heraus dem ganzen Treiben mit neugierigem Blick zuschaut.

(Foto: b.s.m. / BOX A)
Thomas Richter, wie er für sich das Bild „An der Ostsee“ von Hans Körnig entdeckt. Hans Körnig selbst schaut dabei zu. (Foto: b.s.m. / BOX A)

„Erfand Körnig den Firefox?“ (Foto: Thomas Richter)
„Erfand Körnig den Firefox?“ (Foto: Thomas Richter)

Die Webseite Kultur Tweetup ist ein Projekt der konzeptfreun.de - für die technische Umsetzung wird hier auf WordPress & YAML vertraut. Diese Webseite, wie auch die Veranstaltungen, stehen in keinerlei geschäftlichen Beziehung mit Twitter, Inc. Die Webseite nutzt lediglich den Twitter-Login für den Anmeldeprozess.